Prof. Dr. rer. pol. Wolfgang Schöhl
Emeritierter Professor für Medieninformation der Hochschule Darmstadt
Ökonom in der Weltbank - Wirtschafts- und Sozialstatistik für Journalisten
Ende der 1970-er Jahre war ich als beratender Volkswirt in der Weltbank in Washington D.C., USA tätig. In dieser Funktion war ich unter anderem verantwortlich für analytische Weltbank-Länderberichte; außerdem für die Auswahl von Großprojekten der Entwicklungshilfe sowie die volkswirtschaftliche Beratung von Regierungen - wie der von Kolumbien. Hierfür wurden makroökonomische Computer-Prognosemodelle benutzt, in deren Anwendung die Weltbank damals führend war. Daraus entstanden analytische volkswirtschaftliche Länderberichte wie die in der Literaturliste genannten Nummern 5 und 6.
Außerdem war ich beteiligt an der Entwicklung von Methoden zu sozialen Nutzen-Kosten-Analyse, wie in der Publikationsliste unter Nr. 7 gelistet.
Solche Methoden, die auch viel mit statistischen Verfahren zu tun haben, führen nach meiner Erfahrung zur beachtlichen Versachlichung der öffentlichen Diskussion über soziale Projekte. Da in reifen Volkswirtschaften wie der deutschen ein sehr großer Teil der öffentlichen Haushalte und auch der Pensions- und Krankenversicherung-Systeme erhebliche Umverteilungswirkungen haben, denke ich, dass Statistik und ökonomische Methoden für die Journalistenausbildung hilfreich wären. Sie könnten dazu führen, dass die öffentliche und mediale Diskussion sachlicher und informativer würde, und dass Journalisten dazu beitragen würden, dass unproduktiver Streit zwischen Politikern reduziert würde.
Die Gesamtheit der Arbeitsmethoden in beiden internationalen Organisationen hat mich sehr interessiert. Um viel davon lernen und anwenden zu können, war ich daher einer der ersten Deutschen, der als Nationalökonom nacheinander in den beiden Schwesterorganisationen Internationaler Währungsfonds und Weltbank gearbeitet hat. Ich habe davon meines Erachtens viel für die spätere Tätigkeit im Journalismus und in der Ausbildung von Online-Journalisten nutzen können. Wirtschafts- und Sozialstatistik gehört m. E. in jede moderne Journalistenausbildung.